Position des Jugendparlaments zur Einführung einer Frauenquote in der Wirtschaft

Das Jugendparlament ist davon überzeugt, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft vorangetrieben und garantiert werden muss.Obwohl Frauen die Hälfte der Bevölkerung darstellen und nachweislich besser qualifiziert sind als ihre männlichen Altersgenossen, sind sie in Vorständen und Aufsichtsräten meistens stark unterrepräsentiert.
In den 200 umsatzstärksten Unternehmen liegt der Anteil von Frauen lediglich bei 7,8% . Frauen sollten nach ihren Qualitäten und Fähigkeiten bewertet werden. Sie dürfen nicht aufgrund von historischer Ungleichheit diskriminiert werden und so nur sehr selten die Gelegenheit bekommen, in Führungspositionen aufzusteigen.

Um sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können, sind Unternehmen auf das Potenzial von motivierten und gut ausgebildeten Frauen angewiesen. Unternehmen sind langfristig erfolgreicher, wenn sie einen Teil ihrer Führungspositionen mit Frauen besetzen, da diese im Schnitt weniger risikofreudig sind als ihre männlichen Arbeitskollegen.

Das Jugendparlament versucht die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wirtschaft nicht durch eine gesetzlich festgelegte Frauenquote zu erreichen, da diese unserer Meinung nach kontraproduktiv ist, auch wenn eine lobenswerte Absicht dahinter steckt.

Erstens könnte eine solche Quote suboptimale Folgen für die Anerkennung einer Frau als Führungskraft haben. Die Gefahr besteht, dass sie dadurch oft als sogenannte „Quotenfrau“ nur belächelt wird. Wer sich nach oben gearbeitet hat, soll stolz auf seine Leistung sein können. Eine Quote würde die Frauen in der Berufswelt schwächen, da ihnen nicht mehr genügend Respekt erwiesen wird.
Zweitens befinden wir uns in einer Marktwirtschaft, in der die Unternehmen selbst verantwortlich für ihre Personalplanung sind.

Das Jugendparlament hat deshalb eine Alternative zur gesetzlichen Frauenquote ausgearbeitet, durch die die Gleichstellung von Frauen und Männern wirkungsvoller vorangetrieben werden soll.

Wir schlagen der Regierung vor, innerhalb der nächsten Jahre nationale Rankings einzuführen und sich auch international für diese einzusetzen. In solchen Rankings soll aufgelistet werden, inwiefern sich Unternehmen für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in ihren eigenen Reihen einsetzen. Die Rankings sollen Unternehmen dazu anspornen, freiwillig Frauen einzustellen, um eine gute Bewertung zu bekommen. Somit entsteht eine gewisse Konkurrenz zwischen den Unternehmen, um die besten weiblichen Fach- und Führungskräfte zu bekommen.

Die Bewertung eines Unternehmens besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Faktoren:

  • Inwiefern werden Arbeitnehmer verstärkt in Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte einbezogen?
  • Inwiefern können es sich weibliche Führungskräfte erlauben, Kinder zu kriegen, ohne befürchten zu müssen, durch einen Mann ersetzt zu werden?
  • Welche Angebote an Wiedereingliederungsprogrammen gibt es für Berufsrückkehrerinnen?
  • Welche Teilzeitangebote gibt es für Führungskräfte?
  • In welchem Ausmaß gibt es flexiblere Arbeitszeiten für Arbeitnehmer mit Kindern?
  • Inwiefern können Eltern mit Kindern auch von zuhause aus arbeiten?
  • Welche Angebote zur Kinderbetreuung sind im Unternehmen vorhanden?

Eine Manipulation der Bewertung würde so unmöglich und die Personalpolitik des Unternehmens würde möglichst genau dargestellt.
Einerseits wird nicht nur der Frauenanteil im gesamten Unternehmen berücksichtigt, sondern auch die Anzahl an Frauen in Führungsgremien, wie dem Vorstand oder dem Aufsichtsrad eines Unternehmens.
Andererseits wird analysiert, ob Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit in einem Unternehmen eine wichtige Rolle spielen.

Das Jugendparlament ist der Meinung, dass diese Rankings branchenspezifisch sein sollten, da man dadurch einzelne Unternehmen besser mit ihrer direkten Konkurrenz vergleichen kann. Zudem ist es für verschiedene Branchen einfacher, die Gleichstellung von Frauen und Männern zu garantieren, als für andere (Beispiel: Banken – Baubranche). Außerdem soll nicht nur die Privatindustrie bewertet werden, sondern auch staatliche Institutionen, Ministerien und Verwaltungen. Rankings der öffentlichen Institutionen könnten durch die Europäische Union bestimmt und ausgewertet werden. Somit wird die Bewertung für alle gerecht und die Rankings können langfristig zur Gleichstellung von Frauen und Männern beitragen.

1  DIW Wochenbericht Nr. 7/2007: Spitzenpositionen in großen Unternehmen fest in der Hand von Männern