Resolutionsvorschlag zum Lehrpersonal der Sekundarstufe

Mit diesem Resolutionsvorschlag fordert das Luxemburger Jugendparlament die Einsetzung eines Organs zur Kontrolle der Lehrbeauftragten des Sekundarunterrichtes sowie zugleich eine Umstrukturierung der pädagogischen Ausbildung des Lehrkörpers der Sekundarstufe.

Einleitung

Während des Schuljahres 2008-2009 wurden 20.399 Anmeldungen zur Weiterbildung des Lehrpersonals behandelt (Jahresbericht des MENFP 09 – Landesministerium für Erziehung, Aus- und Fortbildung). Es gibt folglich einen gewaltigen Bedarf an prioritärer Fortbildung. Die berufliche Weiterbildung beginnt mit einem Praktikum zu Beginn der Lehrerlaufbahn. Trotz allem ist bei bestimmten Praktikanten festzustellen, dass sich nach ihrem letzten Examen die Qualität des Unterrichtes verschlechtert. Dieses Phänomen betrifft jedoch nicht allein die jungen Lehrkräfte, sondern ebenfalls langjährige Lehrer.

 

Die Ursachen dieses Problems liegen zum Teil in der mangelnden Motivation der Lehrer. Die Praktikanten sind nach ihrer anspruchsvollen Universitäts- und Zusatzausbildung erleichtert. Nachdem sie ihre Berufsbildung abgeschlossen haben, beginnen einige, die Vorbereitung ihres Unterrichtes zu vernachlässigen, weil sie genau wissen, dass niemand nachprüfen kommt, wie sie unterrichten. Die älteren Lehrer, die eine gewisse Erfahrung in ihrem Beruf erworben haben, verlieren wegen der Eintönigkeit ihres Berufes die Lust. Auch ihre Arbeit und ihre Leistungen werden nicht in Frage gestellt, weil auch ihr Einsatz nicht geprüft wird.

 

Dieses Problem ist darauf zurückzuführen, dass es nach der intensiven Berufsausbildung zwar immer noch Weiterbildungen gibt, deren Ziel darin besteht, die pädagogische Arbeit des Lehrpersonals zu verbessern, doch werden die dabei gewonnenen Kenntnisse nur selten in die Tat umgesetzt. Darüber hinaus besteht keine Sicherheit, dass die Lehrer die Theorie in die Praxis umsetzen, weil es keine organisierte Kontrolle gibt.

Zur Überwachung des Lehrpersonals im Sekundarunterricht

Mit der vorliegenden Resolution fordert das Jugendparlament die Einsetzung eines Organs zur Kontrolle, dessen Aufgabe die regelmäßige Überwachung des Lehrkörpers wäre, so dass eine gewisse Unterrichtsqualität gewahrt bliebe. Eine solche regelmäßige Kontrolle könnte den obenerwähnten Problemen abhelfen. Diese Kontrolle würde für alle Lehrbeauftragten in der Sekundarstufe gelten. Wie während des Praktikums würden die Unterrichte von einer Person oder einem Organ, die/das speziell für diese Kontrollaufgabe eingesetzt würde, unter die Lupe genommen und beurteilt. Dieses beaufsichtigende Organ oder Gremium mit ähnlicher Struktur und Arbeitsweise wie die des Inspektorats der Grundschule, würde dem Ministerium für Erziehung und Bildung unterstellt. Die Kontrolle müsste jährlich und ohne jede Vorankündigung vom betreffenden Organ durchgeführt werden.

Dergleichen Kontrollen und Verpflichtungen wären jedoch unsinnig, wenn es keine adäquaten Sanktionen gäbe. Das Jugendparlament hat zwei gestaffelte Sanktionen im Auge.

Eine erste Sanktion wäre die Suspendierung des betreffenden Lehrers. Ein Lehrer, der sich in der Ausübung seines Berufes grobe Fehler hat zuschulden kommen lassen oder dessen Kurs sich fortwährend verschlechtert, würde auf Anordnung des Inspektorats der Sekundarstufe vom Lehrkörper ausgeschlossen.

Bei wiederholten groben Fehlern und Fahrlässigkeit kann das Inspektorat den betreffenden Lehrer vor einen Disziplinarrat zitieren. Dieser Disziplinarrate stellt die zweite Sanktion dar, die das Jugendparlament mit dieser Resolution eingeführt sehen möchte. Dieses Organ, das die Form eines Ausschusses von Lehrern, die aus einer anderen Bildungsanstalt als der des beschuldigten Lehrers stammen, sowie der Direktor der betreffenden Bildungseinrichtung, würde mit der erforderlichen Befugnis zur Entlassung des Lehrers ausgestattet.  Wengleich die Möglichkeit der Entlassung von Lehrern als zu radikal betrachtet wird, wäre das Fehlen einer derartigen Sanktion unverantwortlich gegenüber den Schülern. Ohne strenge Strafen können die Aufrechterhaltung der Qualität des Unterrichtes sowie der Verantwortungssinn der Lehrer nicht gewährleistet werden.

Ein weiteres derzeitiges Problem liegt darin, dass die Praktikanten, die ihre Weiterbildung nicht abgeschlossen haben, häufig mit mangelnder Autorität zu kämpfen haben, weil sie noch nicht das erforderliche pädagogische Know-how besitzen, um vor einer Klasse zu stehen und diese zu unterrichten. Das Ergebnis ist häufig der Ungehorsam der Schüler, neben dem Verlust der Motivation und des Interesses für den Unterricht. Für den Lehrer stellt die mangelnde Autorität, die er ausstrahlt, eine Schwäche dar, die nicht nur von den Schülern einer Klasse, sondern von den Schülern allgemein ausgenutzt wird, weil das Manko des Lehrers schnell die Runde macht.

Das Luxemburger Jugendparlament plädiert für eine Umstrukturierung der pädagogischen Ausbildung des Lehrkörpers sowie für die Abschaffung des Praktikums in der derzeitigen Form. Nach ihren Studien an der Universität und den Theorieexamen sollte die künftigen Lehrer ein kohärentes Berufsbildungsjahr einlegen, in dem sie sämtliche theoretischen Konzepte und das erforderliche Know-how erwerben, um Unterricht zu geben.

Das Jugendparlament fordert daher eine Ausbildung außerhalb der Klassenräume als ersten Schritt des Lehrerpraktikums. Erst in einer zweiten Phase können die Praktikanten selber Unterricht erteilen. Die vorgeschlagene Umorganisation folgt der Logik, dass ein theoretischer Teil vorgesehen werden soll, keine theoretischen Lektionen, die in derselben Phase ablaufen.

Eine solche Umstrukturierung hätte zwei konkrete Vorteile: Die Schüler bekommen einen weitaus operativen Lehrer, und den Praktikanten wird die Aufgabe erleichtert, weil ein großer Teil ihrer Ausbildung bereits abgeschlossen ist. Sie haben die Möglichkeit, sich voll und ganz auf ihren Unterricht zu konzentrieren, und sind nicht mehr dazu gezwungen, ihre Ausbildung und Lehrertätigkeit parallel zu verfolgen, wie dies heute noch der Fall ist.

Die Einsetzung eines Organs zur Kontrolle des Lehrkörpers und eine Neuorganisation der Fortbildung der Praktikanten bewirken eine nachhaltige Verbesserung der erzieherischen Leistungen des Lehrpersonals. Die Lehrer könnten ihre Fortbildung fortsetzen, ohne dass Schulklassen als Versuchskaninchen herhalten müssen.

Mit diesem Vorschlag fordert das Luxemburger Jugendparlament die Einsetzung eines Organs oder Gremiums zur Kontrolle der Lehrbeauftragten im Sekundarunterricht sowie die Umstrukturierung der pädagogischen Ausbildung des Lehrkörpers der Sekundarstufe.

 

Forderungen der Resolution:

  • Einsetzung eines Organs zur Kontrolle der Lehrbeauftragten in der Sekundarstufe, so wie das Inspektorat für die Grundschule.

 

  • Dieses Kontrollorgan soll jährlich und ohne Vorankündigung Kontrollen vornehmen.

 

  • Einführung gestaffelter Strafen, mit anderen Worten Suspendierung und Disziplinarmaßnahmen für Lehrbeauftragte im Falle wiederholter schwerer Fehler.

 

  • Einsetzung eines Disziplinarrates für die Lehrbeauftragten in der Sekundarstufe.

 

  • Abschaffung des Lehrerpraktikums in der derzeitigen Form.

 

  • Saubere Trennung zwischen der theoretischen und praktischen pädagogischen Ausbildung der Lehrbeauftragten.